Panades auf Mallorca: Geschichte, Füllungen, Einkaufstipps und Rezepte zum Nachbacken

Wenn du an Panades denkst, hast du vielleicht zuerst die kleinen runden Pasteten vor Augen, die in den Auslagen vieler Läden auf Mallorca liegen. Außen bräunlich gebacken und fest, innen saftig gefüllt mit Fleisch, Gemüse oder Fisch. Sie sind viel mehr als nur ein Snack, sie gehören zur Inselkultur, besonders rund um Ostern. In vielen Dörfern ist es üblich, dass mehrere Generationen an einem Tisch sitzen und zusammen Teig kneten, formen und füllen.

Stapel runder, gefüllter Panades mit geflochtenem Rand auf Tabletts; Schild „Panades Tumbet 2.50 €“, daneben Zange und weiteres Gebäck auf einem Marktstand.
Mallorquinische Panades auf dem Wochenmarkt – Bildnachweis: Jeanne Emmel – iStock-Datei-ID: 1220135152

Jede Familie schwört auf ihr eigenes Familienrezept, bei dem sich die Zutaten nur in Nuancen unterscheiden. Heute findest du Panades nicht mehr nur in der Fastenzeit, sondern das ganze Jahr über in Bars und Bäckereien. Trotzdem bleibt der Charakter eines traditionellen Feiertagsgebäcks erhalten. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, entdeckt schnell, wie viel Geschichte, Handarbeit und Geschmack in diesen kleinen Pasteten steckt.

Was sind Panades eigentlich

Panades sind runde, handtellergroße Pasteten mit einem hohen Rand und einer geschlossenen Teigdecke. Der Teig wird ohne Hefe zubereitet und ist eher fest und mürbe, damit er die saftige Füllung sicher einschließt. Typisch ist die Form mit dem aufgestellten Rand, der mit den Fingern hochgezogen und oben kunstvoll zugekneift wird. Gebacken werden Panades im Ofen, bis der Teig goldbraun ist und die Füllung im eigenen Saft gegart hat.

Mehrere goldbraune Panades liegen auf goldenen Tabletts an einem Marktstand.
Frisch gebackene Panades auf dem Markt – Bildnachweis: Neme Jimenez – iStock-Datei-ID: 1402598468

Traditionell gehören Panades zur Fasten und Osterzeit. Ursprünglich dienten sie dazu, Fleisch haltbar und transportfähig zu machen und gleichzeitig ein festliches Gericht zu schaffen, das sich gut teilen lässt. Heute sind sie fester Bestandteil der Inselküche. Du kannst sie warm oder bei Raumtemperatur essen, zum Mittag, als Zwischenmahlzeit oder als Proviant für einen Ausflug.

Geschichte und Herkunft

Die Geschichte der Panades reicht weit zurück und steht in engem Zusammenhang mit der bäuerlichen Kultur Mallorcas. Als das Leben noch stark von Landwirtschaft und Viehzucht geprägt war, wurden zum Frühling Lämmer geschlachtet und ein Teil des Fleisches in Form von Panades verarbeitet. So konnte man hochwertige Zutaten nutzen, ohne an einem Tag alles aufessen zu müssen.

Viele Historiker sehen Einflüsse aus anderen Mittelmeerküchen. Gefüllte Teigtaschen und Pasteten gibt es in verschiedenen Regionen, etwa empanadas in Spanien und Lateinamerika oder pikante Pies in Italien. Auf Mallorca haben diese Ideen im Laufe der Jahrhunderte eine eigene Form angenommen. Die Insellage, die Verbindung zum Meer und die wechselnde Herrschaftsgeschichte mit katalanischen, arabischen und anderen Einflüssen haben ihre Spuren hinterlassen.

Kinderhände geben Fleisch und Erbsen in eine geformte Panada.
Füllung für Panades im Teigkörbchen – Bildnachweis: MFG_Fotografia – iStock-Datei-ID: 1218060854

Bis heute ist es auf Mallorca üblich, kurz vor Ostern große Mengen Panades zu backen. Oft kommen Nachbarinnen, Tanten und Freunde zusammen, um gemeinsam Teig und Füllungen vorzubereiten. Der Tag ist Arbeit und geselliges Treffen zugleich. Nach dem Backen werden Bleche voller Panades an Familienmitglieder verteilt, mit zu Ausflügen genommen oder als Geschenk mitgebracht. Viele Bäckereien bewahren diese Tradition und nehmen gerade in der Osterzeit Bestellungen für ganze Tabletts an.

Typische Füllungen der Panades

Die klassische Füllung ist Lammfleisch mit Erbsen und manchmal etwas Speck oder Schweinefleisch. Das Fleisch wird in kleine Würfel geschnitten und roh in die Teigschale gelegt, damit es im eigenen Saft garen kann. Würzen darfst du großzügig mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und manchmal etwas Knoblauch oder Petersilie. Erbsen bringen Süße und Farbe, kleine Stücke roher Paprika oder Zwiebel runden das Ganze ab.

Sehr beliebt sind Panades mit Mischungen aus Schweinefleisch, Speck und typischer Inselwurst wie Sobrasada oder Butifarra. Diese Varianten sind kräftiger und würziger. Für die Fastenzeit oder für Fischliebhaber gibt es Panades mit Fisch, oft mit Zwiebel, Paprika und ein wenig Tomate.

Vegetarische Panades nutzen gerne Spinat, Mangold, Artischocken, Paprika, Zwiebeln, manchmal Rosinen oder Pinienkerne. Wichtig ist immer eine Kombination aus etwas Saft, Gemüse und eher kleinen Stücken, damit sich alles gut im Teig verteilt und beim Essen nicht auseinanderfällt. Die Füllung kommt roh oder nur leicht angeschwitzt in die Schale und gart dann schonend im Ofen.

Wo du Panades auf Mallorca kaufen kannst

Wenn du auf Mallorca unterwegs bist, wirst du Panades vor allem in traditionellen Forns entdecken. Das sind klassische Bäckereien, in denen Brot, Ensaimadas, Cocas und eben auch Panades in der Auslage liegen. Besonders in der Woche vor Ostern stapeln sich die Bleche mit Pasteten. Viele Läden kennzeichnen auf kleinen Schildern, ob es sich um Panades de carn, de xot, de peix oder de verdures handelt.

Hände formen eine ungebackene Panada, daneben Schüsseln mit Fleisch und Erbsen.
Panades werden von Hand geformt – Bildnachweis: MFG_Fotografia – iStock-Datei-ID: 1218061583

Auch in Supermärkten findest du Panades, meist in der Backabteilung oder an einer Theke mit warmen Speisen. Auf Wochenmärkten und Dorfplätzen gibt es oft Stände, die neben Käse, Oliven und Wurstwaren auch selbst gemachte Panades anbieten. Hier lohnt sich ein genauer Blick, denn viele kleine Produzenten arbeiten nach Familienrezept.

In Bars und Cafés werden Panades gerne in der Vitrine angeboten, oft neben Croissants, belegten Brötchen und anderen herzhaften Kleinigkeiten. Du kannst sie zu einem Kaffee, einem Glas Wein oder einem Bier bestellen oder im Take away mitnehmen und an einem Mirador oder am Strand essen. In manchen Orten, etwa bei Dorffesten oder während der Osterzeit, werden sie auch auf Straßenständen frisch angeboten.

Tipp: Wenn du Panades kaufen möchtest, frag ruhig nach, welche Füllung empfohlen wird und ob sie gerade frisch aus dem Ofen kommen. Viele Mallorquinerinnen und Mallorquiner geben gerne Auskunft und verraten nebenbei noch kleine Details zur Zubereitung.

Grundrezept für den Panades Teig

Für etwa 10 bis 12 mittelgroße Panades brauchst du:

  • 500 g Weizenmehl Type 405 oder 550
  • 120 g Schweineschmalz oder gemischt Schmalz und Olivenöl
  • 150 ml lauwarmes Wasser
  • 1 Ei oder etwas mehr Wasser für die Bindung
  • 1 gehäufter TL Salz

So bereitest du den Teig zu:

  1. Schmalz leicht anschmelzen, damit es weich und gut formbar ist. Es soll nicht heiß werden, nur geschmeidig.
  2. Mehl und Salz in eine große Schüssel geben, Schmalz in kleinen Stücken hinzufügen und alles mit den Fingern verkneten, bis eine krümelige Masse entsteht.
  3. Wasser und Ei verquirlen und nach und nach zugeben, dabei mit den Händen oder einer Maschine kneten, bis ein glatter, elastischer Teig entsteht, der nicht mehr an den Händen klebt.
  4. Teig zu einer Kugel formen, abdecken und etwa 30 Minuten ruhen lassen. So lässt er sich später besser formen.

Der Teig sollte fest genug sein, um stabile Wände zu formen, aber nicht bröselig. Wenn er zu trocken wirkt, gibst du etwas Wasser dazu. Ist er zu weich, hilf mit wenig Mehl nach.

Klassische Panades mit Lamm und Erbsen

Für die klassische Füllung brauchst du:

  • 400 g Lammfleisch ohne Knochen in kleinen Würfeln
  • 100 g Schweinefleisch oder Speck in kleinen Würfeln nach Geschmack
  • 150 g tiefgekühlte oder frische Erbsen
  • 1 kleine Zwiebel fein gehackt
  • 1 rote Paprika in sehr kleinen Würfeln optional
  • 2 EL Olivenöl
  • Salz und Pfeffer
  • 1 TL mildes Paprikapulver
  • etwas gehackte Petersilie

So bereitest du die Füllung vor:

  1. Fleischwürfel in eine Schüssel geben, mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und Olivenöl mischen.
  2. Zwiebel, Paprika und Petersilie hinzufügen und alles gut vermengen.
  3. Erbsen unaufgetaut unterheben. Die Füllung soll saftig, aber nicht zu flüssig sein.

So formst und backst du die Panades:

  1. Den Teig in 10 bis 12 Portionen teilen. Jede Portion in zwei Teile aufteilen. Ein etwas größeres Stück für Boden und Rand, ein kleineres für den Deckel.
  2. Das größere Stück zu einer runden Scheibe formen. Mit den Fingern den Rand hochziehen, bis eine Schale entsteht, die etwa zwei bis drei Zentimeter hoch ist. Die Wände sollten nicht zu dünn sein.
  3. Die Schale großzügig mit der Fleisch Erbsen Mischung füllen. Die Füllung darf hoch stehen, sollte aber noch Platz für den Deckel lassen.
  4. Aus dem kleineren Teigstück eine flache Scheibe formen und als Deckel auflegen. Den Rand rundherum mit den Fingern sorgfältig zusammendrücken und leicht drehen, bis eine dekorative Kante entsteht.
  5. Alle Panades auf ein mit Backpapier belegtes Blech setzen. Wer mag, bestreicht die Oberseite dünn mit verquirltem Ei, so glänzen sie schöner.
  6. Im vorgeheizten Ofen bei etwa 180 bis 190 Grad Ober Unterhitze 35 bis 45 Minuten backen, bis der Teig goldbraun und die Panades stabil sind.
  7. Auskühlen lassen, damit der Saft sich setzt. Lauwarm oder bei Raumtemperatur servieren.

Die Füllung gart komplett im eigenen Saft. Wenn du beim Anschneiden siehst, dass noch rosa Fleischstücke vorhanden sind, kannst du sie kurz nachbacken.

Nahaufnahme mehrerer runder Panades mit goldbrauner Kruste, einer traditionellen Spezialität der mallorquinischen Küche
Traditionelle mallorquinische Panades – Herzhaft gefüllte Teigtaschen frisch gebacken – Bildnachweis: MFG_Fotografia Stock-Datei-ID: 1218060838

Gemüse Panades als leichtere Variante

Für eine vegetarische Variante kannst du einen Teil derselben Teigmenge nutzen und die Füllung austauschen. Zum Beispiel:

  • 300 g Mangold oder Spinat grob gehackt
  • 1 Zwiebel fein gehackt
  • 1 kleine rote Paprika in Würfeln
  • 100 g Erbsen
  • 2 EL Olivenöl
  • Salz, Pfeffer, Paprikapulver
  • optional einige Rosinen und Pinienkerne

Zubereitung:

  1. Zwiebel und Paprika in etwas Olivenöl kurz anschwitzen, bis sie weich sind.
  2. Mangold oder Spinat dazugeben und nur kurz zusammenfallen lassen. Die Mischung leicht abkühlen lassen.
  3. Erbsen, Rosinen und Pinienkerne untermischen. Mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver abschmecken. Die Masse sollte feucht, aber nicht wässrig sein.
  4. Panades wie oben beschrieben formen, füllen und backen. Die Backzeit ist ähnlich, du kannst ab etwa 30 Minuten schauen, ob der Teig goldbraun ist.

Tipps, Servieren und Aufbewahren

Panades schmecken frisch aus dem Ofen, lauwarm oder ganz abgekühlt. Viele Mallorquiner bereiten sie einen Tag vorher zu, damit sich die Aromen setzen. Du kannst sie gut in einer Dose im Kühlschrank aufbewahren und kalt essen oder im Ofen kurz aufwärmen.

Für ein Picknick oder einen Ausflug sind Panades ideal. Sie krümeln kaum, lassen sich gut in der Hand halten und bleiben lange saftig. Zum Servieren passen ein einfacher grüner Salat, eingelegte Oliven, etwas Käse und ein Glas Wein oder ein Bier.

Beim Formen braucht es am Anfang etwas Übung, um die typische hohe Form und den gedrehten Rand zu bekommen. Nimm dir Zeit und arbeite mit trockenen Händen. Der Rand sollte gut verschlossen sein, damit kein Saft austritt. Wenn du größere Mengen zubereitest, kannst du einen Teil fertig gebackener Panades einfrieren und bei Bedarf im Ofen erneut aufbacken.

Panades als essbare Visitenkarte Mallorcas

Panades sind viel mehr als nur kleine Pasteten. Sie erzählen von bäuerlicher Tradition, von Familien, die sich zu Ostern treffen, von Märkten und Bäckereien voller Düfte und von einer Inselküche, die einfache Zutaten mit Zeit und Sorgfalt in etwas Besonderes verwandelt. Du kannst sie auf Mallorca in vielen Läden und Bars probieren oder mit etwas Übung zu Hause nachbacken. Ob mit Lamm und Erbsen, mit kräftigen Wurstfüllungen oder mit Gemüse, stets bleibt das Gefühl, ein Stück mallorquinischen Alltags in der Hand zu halten.

Hast du Panades auf Mallorca schon einmal probiert oder vielleicht sogar selbst gebacken und welche Füllung hat dir am besten gefallen? Erzähl uns gerne von deinen Erfahrungen, Lieblingsbäckereien oder eigenen Varianten in den Kommentaren, wir freuen uns jederzeit über ein paar Geschichten rund um diese kleinen Inselklassiker.